Dame mit Revolver
Hinsichtlich der Karriere des commissario Salvo Montalbano ist dieser Film die Nummer Eins – es ist der Herbst 1990, und zu Anfang ist Salvo noch vice-commissario im Bergdorf Mascalippa. Wohl fühlt er sich nicht in den Bergen; ihm fehlt die Meeresbrise und die frische, vielfältige Küche der Küste. Seine Freundin Mery besucht ihn ab und zu, und sie nutzt – gegen Salvos Willen – ihre Beziehungen nach Rom, um seinem Versetzungsantrag nachzuhelfen. Als sein Chef und Lehrmeister nach Palermo geht und ein neuer Vorgesetzter ihm das Leben schwer macht, ist Salvo froh, dass er jetzt sein eigenes Kommissariat übernehmen kann, zumal es das in Vigàta ist, wo er seine Kindheit verbrachte. Jetzt muss er Personal führen: Neben dem erfahrenen Kollegen Fazio stellt sich ihm noch ein gewisser Catarella vor, der stolz ist, die Telefonzentrale übernehmen zu dürfen.
Seinen ersten Fall trifft Montalbano in Gestalt einer schlicht gekleideten jungen Frau, die im Gericht von Montelusa offenkundig auf jemanden wartet, eigenartig starr, und dadurch seine Aufmerksamkeit erweckt. Wenig später sieht er sie an der Bushaltestelle in Vigàta wieder; sie erleidet einen Schwächeanfall, er kommt ihr zu Hilfe, doch sie wehrt ihn heftig und verzweifelt ab und verliert dabei einen schweren Revolver. Was hat es damit auf sich? Viola Monaco (in Camilleris Textvorlage heißt sie Rosanna) verschließt sich. Erst nach geduldigem, einfühlsamem Befragen und kleinen Tricks gesteht sie dem commissario, dass sie beauftragt worden sei, in Montelusa einen Richter zu erschießen. Auftraggeber war Pino Cusumano, der Neffe des örtlichen Mafia-Bosses.
Mit scharfen Beobachtungen, intelligenten Schlüssen, kühnen Aktionen, deren mangelnder Respekt vor dem Buchstaben des Gesetzes Fazio erschaudern lässt, und sensiblem Umgang mit Viola kommt Montalbano hinter ihr wahres, grausames Geheimnis …
Der Film ist für uns Nicht-Sizilianer insofern ein Schwergewicht, als darin viel mehr sizilianischer Dialekt gesprochen wird als in den anderen der Reihe. Viola spricht ihn durchweg, auch ein Hirte und andere Nebenpersonen, und in vielen Gesprächen mit ihnen fällt auch Salvo in dieses Idiom, das nicht nur eine ziemlich andersartige Grammatik und eigentümliche Vokabeln hat, sondern bei authentischer Sprechweise vor allem auch eine ziemlich undeutliche Aussprache kultiviert. Glücklicherweise haben alle DVDs Untertitel, die sicher auch manchem Muttersprachler bisweilen auf die Sprünge helfen werden.
»Der junge Montalbano | Il giovane Montalbano« bei Bücher Rezensionen:
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