Lauter schwarze Seelen
Vigàta ist in heller Aufregung: »Ist Elena Briguccio eine puttana?« Über diese Frage darf jeder im Ort abstimmen, indem er/sie auf einem der vielen Flugblätter unterschreibt, die ein Unbekannter in der Nacht überall an die Wände geklebt hat. Nun ist Elena, 30, nicht irgendwer, sondern die Frau des Politikers Saverio Briguccio, 45. Verständlich, dass der Herr aufgebracht ist und zum Äußersten getrieben wird. Mindestens einer aber weiß Näheres über Elenas Wesen: Mimì Augello, Weiberheld und commissario Montalbanos Stellvertreter …
Nach dem heiteren Einstieg geht es blutiger zur Sache: Gerlando Piccolo, 67, wird splitternackt in seinem zerwühlten Bett aufgefunden – erschossen. Nicht dass ihm jemand eine Träne nachweinen würde – der alte Witwer hat sich seit Jahren einen schlechten Namen als Geldverleiher gemacht. Gefunden hat ihn seine Nichte Grazia, ein schlichtes Gemüt, die die Piccolos bei sich aufnahmen, als die Fünfjährige ihre Eltern verlor. Sie half im Haushalt, ging nie zur Schule, und seit die böse zia starb (da war sie fünfzehn), missbrauchte sie Gerlando.
Ein weiterer Fall belastet die Polizeiarbeit, als Dindò spurlos verschwindet, ein etwas zurückgebliebener, grundehrlicher junger Mann, der mit seinem motorino die Einkäufe der Supermarkt-Kunden ausliefert. Sein Vater, ein einsamer Fischer, berichtet, Dindòs Wesen habe sich in den letzten Monaten stark verändert: Er sang laut!
Diese einfachen Charaktere sind anrührend gezeichnet und stehen in krassem Gegensatz zu den gelackten Offiziellen wie dem giudice, der überheblich und egozentrisch Phrasen drischt …
Ein herber Schlag trifft das Kommissariat mit der Nachricht, dass des gewissenhaften Carmine Fazios Pensionierungsgesuch genehmigt wurde. Aber sein Sohn Giuseppe schließt bald die Polizeischule ab und könnte seine Stelle übernehmen …
Doch vorerst gibt es für Montalbano noch viel Arbeit: Was hat Grazia in der Mordnacht tatsächlich getan, als sie den toten Onkel fand? Hat sich Dindò in sie verliebt? Welche Rolle spielt der Geldeintreiber Alfonso Aricò (»Ha l’anima nera come l’inferno.«)? Erinnert nicht manches an das Märchen vom Blaubart?
Am Ende gelingt dem commissario die Überführung des Täters, indem er ihn in eine fiese Falle lockt.
Schließlich entwickelt sich Salvos Beziehung zur einfühlsamen und verständnisvollen Livia und zu seinem Vater weiter, den er bisher mit Nichtbeachtung gestraft hatte. signor Montalbano, der ganz in der Nähe Wein anbaut, will nun seinen Sohn in dessen neuem Zuhause besuchen – und trifft dort Livia an. Die beiden schätzen einander, aber Salvo ist verärgert wegen der Einmischung des Vaters, dem er vorwirft, er habe sich in seiner Jugend nie um ihn gekümmert und komme jetzt mit einer billigen Versöhnungsgeste. Livia bringt Salvo dazu, ihr ein Geheimnis zu verraten, das ihn quält, seit er es selbst beim Tod der Mutter entdeckte: Sein Vater hatte eine langjährige Affäre mit einer anderen Frau, mit der er sogar Kinder hatte. Die gemeinsame Zeit, die Salvo als Kind so bitter vermisst hatte, schenkte der Vater also seiner zweiten Familie ….
»Der junge Montalbano | Il giovane Montalbano« bei Bücher Rezensionen:
• Übersicht der DVD-Sammelausgaben
• Übersicht aller Filme mit Angaben zur Erstausstrahlung und zu den Textgrundlagen