... und wer steht dem Klufti bei?
Ich bin ein Fan des Autorenteams Volker Klüpfel/Michael Kobr und habe fast all ihre Allgäu-Krimis mit Begeisterung verschlungen. Mit Heißhunger habe ich mich also in ihren neuen Fall gestürzt, muss aber am Ende leider feststellen, dass dieser Krimi fad schmeckte.
Der kriminalistische Plot ist simpel gestrickt. Ein Mann stürzt während eines Spaziergangs im Altusriederwald plötzlich in eine Höhle, wo er einen kostbaren Schatz findet: eine Reliquienmonstranz und andere Preziosen. Nachdem er ihn brav bei der Polizei abgeliefert hat, werden die außergewöhnlichen Kunstwerke bald weit über die Allgäuer Grenzen hinaus bekannt. Um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, baut man ein Museum - doch es dauert ein Vierteljahrhundert, bis es endlich fertig gestellt wird.
Eine Truppe Krimineller plant den Raub dieses Schatzes. Sie treffen sich in einer alten Werkstatt und tarnen sich unter den Namen mehrerer Schutzpatrone. Die Autoren gestalten weder die Vorbereitung noch den eigentlichen Diebstahl besonders aufregend; viel Aufmerksamkeit widmen sie zwar den Details der neuesten Sicherheitstechnik, aber das reißt den Leser auch nicht aus dem Sessel. Und was sich dann während der Museumseröffnung ereignet, ist sogar für einen unkonzentrierten Leser vorhersehbar ...
Nun erwartet jemand, der sich einen "Regionalkrimi" als Lektüre ausgesucht hat, nicht unbedingt einen hammermäßig spannenden und logisch durchkonstruierten kriminalistischen Plot, dafür aber eine Menge Lokalkolorit und originelle Charaktere. Doch leider kann der "Schutzpatron" auch hinsichtlich dieser Aspekte seinen Vorgängern bei weitem nicht das Weihwasser reichen. Haben die Autoren ihr kreatives Pulver schon verschossen oder wollen sie in die Kategorie Comedy abwandern?
"Klufti", mein geliebter Kult-Kommissar Kluftinger, tut mir jedenfalls geradezu leid. So dumm-doof, wie er sich hier geben muss, ist doch nun wirklich niemand: Zur Dienstbesprechung kommt er zu spät und hat außerdem vergessen, dass er seiner Sekretärin im Rahmen einer kleinen Feierstunde eine Rede halten und die Verbeamtungsurkunde überreichen soll. Hilflos hampelt er nun herum, um zu erfahren, was man wohl von ihm erwarte, führt einen trotteligen Eiertanz auf und tritt dabei von einem Fettnäpfchen ins nächste. Das ist slapstick, aber weder geistreich noch Allgäu-typisch.
In einer anderen Szene soll Kollege Maier im Kommissariat einen Sechsjährigen beaufsichtigen, während "Klufti" dessen Mutter verhört. Auf einmal stürmt der Junge das Zimmer, das Pistolenhalfter um die Schulter gelegt, stellt sich breitbeinig mit der Waffe in der Hand auf und schreit: "Keine Bewegung!" Vorher hatte er Maier fachkundig mit Handschellen an den Schreibtischstuhl gekettet ... Für mich ist das eher blöd als lustig, jedenfalls arg konstruiert und weit hergeholt.
Ich muss gestehen, dass ich mich durch Autosuggestion zum Weiterlesen zwingen musste: Die Hoffnung stirbt zuletzt; vielleicht kommt ja doch noch der Knaller am Schluss; usw. ...
Die Autoren haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie uns bestens unterhalten können, und deswegen ist ihnen meine Treue gewiss. Ein originelles Konzept immer wieder originell und gut zu gestalten ist natürlich schwer, und mit ihrem nächsten Buch haben sie eine neue Chance!