Paradise Park – die Hölle auf Erden
Roger Smiths Kriminalroman spielt im Ghetto Kapstadts. In Paradise Park (sarkastischer geht's nicht) leben die ärmsten Farbigen – unter ihnen auch die kriminellsten – in Cape Flats, einfachsten Bretterbuden, direkt neben einer großen Müllhalde. Wer hier gelandet ist, für den gibt es nur einen Weg wieder hinaus: im Leichensack. Zwei Gangs haben das Revier unter sich aufgeteilt.
Billy Afrika kehrt nach Kapstadt zurück. Er kommt aus Bagdad, wo er Söldner im Irak-Krieg war. Wieder zu Hause, hat er sich zwei Dinge vorgenommen: Er will sich Joe Palmer vorknöpfen, seinen Vermittler, der ihm mittlerweile 30.000 Dollar schuldig ist. Doch er trifft ihn nicht mehr lebend an. Als zweites hat er ein Versprechen einzulösen. Zwei Jahre zuvor, als Billy Polizist in Kapstadt war, hat ein Monstrum namens Piper seinen Arbeitskollegen Clyde Adams vor den Augen seiner Frau Barbara auf brutalste Weise mit einem Messer niedergestochen und wie ein Schwein ausgeweidet. Billy war zu feige gewesen; er hatte gezögert, die auf Piper gerichtete Waffe abzudrücken. Das war ein folgenschwerer Fehler, denn dieser Mann, der jetzt im Hochsicherheitstrakt Pollsmoor einsitzt, ist der Teufel in Person. Er wird zwei Tage in Freiheit nutzen, um seine "Frau" Disco, den schönsten Jüngling, den er je geliebt hat, zurück ins Gefängnis zu holen. Dabei wird er mit seinem Okapimesser eine Blutspur hinterlassen. Wie zehn kleine Negerlein wird einer nach dem anderen ermordet: ein Detective, Unschuldige, Gangster und Kinder. Der Bandenkrieg tobt gnadenlos. Die Bullen sehen dem Treiben geradezu glücklich zu, denn sie halten das für einen Selbstreinigungsprozess, der die "Scheiße" von der Straße kratzt, und die paar Unschuldigen, die dabei draufgehen, sind gerade mal einen Furz wert.
Ich habe noch nie einen derart grausamen Krimi gelesen. Es gibt nur wenige Figuren, die das Gute verkörpern, u.a. einen Polizisten, der im Gegensatz zu der überwiegenden Mehrheit seiner Kollegen nicht korrupt ist, aber ansonsten beschreibt der Autor nur pervertierte, gestörte Wesen, deren Alltag von Drogen, Erpressung, Gewalt, Mord, Prostitution und sonstigem Unvorstellbarem bestimmt wird. Tiefer und schwärzer geht es nicht mehr. Sollte dieser Roman nicht nur Ausgeburt schriftstellerischer Fantasie sein, sondern ein Quäntchen Realität vom Leben der Farbigen nach der Apartheid wiederspiegeln, so ist er ein unüberhörbarer Schmerzensschrei.
Dieser Krimi ist nur etwas für ganz Hartgesottene und bestimmt keine Alltagslektüre.