Endlich frei!
Nach vielen Ehejahren gönnen sich Hilde und Kurt einen Urlaub in Frankreich. Es ist das Hotel, in dem sie ihre Flitterwochen verbracht hatten. Ihre Ehe ist am Ende; dennoch sieht Hilde eine Chance für einen Neuanfang. Ein mehrgängiges Menü bietet Zeit zur Aussprache. Während man speist, schweifen Hildes Gedanken zurück. Alles läuft wie ein Film vor ihren Augen ab: ihr Leben in einer Wohngemeinschaft, ihre Ausbildung zur Krankenschwester, ihre ersten zarten Gefühle zu Kurt, ihre Schwangerschaft und ihr weiteres gemeinsames Leben in der Ehe. Sie musste in ihrem Beruf arbeiten, um die Familie zu ernähren, während Kurt nie den Drive hatte, sein Studium zu Ende zu bringen oder eine Arbeit anzunehmen.
Kurts vermögende Eltern haben seine Beziehung mit der simplen Hilde nie gut geheißen, sondern sie geschnitten, und nicht einmal zur Hochzeit sind sie erschienen. Gastfreundschaft gab es nie.
So findet Hilde in ihrem Vater den seelischen Beistand, den sie braucht, um durchzhalten.
Das Buch ist aus Hildes Perspektive geschrieben. In ihren Monologen spürt man, wie ihr Leben mit Kurt eine steile Rutschbahn abwärts ist. Am Anfang ist ihre Liebe groß. Aber die vielen Demütigungen, das Ausgenutzwerden hat jegliche Illusion zerstört.
Der Sprachstil ist flüssig. Die Handlung – anfangs glaubt man an einen Liebesroman – ist frei von Kitsch oder Klischees. Es ist eine nüchterne, klare Sprache, die demonstriert, dass Hilde sich nichts mehr vormacht und in der Lage ist abzurechnen.
Dieses Buch erhielt den Brigitte-Romanpreis 2006.