Geheimdienste, die zweite Macht im Staat
Als freier, unabhängiger Journalist in Russland zu arbeiten ist ein gefährlicher Beruf. Seit 1999 ist Putin an der Macht. Pressefreiheit und politisch abweichende Meinungen werden systematisch unterdrückt. 47 Reporter, Redakteure, Kameraleute und Fotografen wurden von Auftragskillern ermordet.
Kurz vor Silvester reist der Journalist Aleksandr Viktorowitsch Lubin in den exklusiven französischen Skiort Courchevel. Er will eine Reportage über den Oligarchen Iwan Borisowitsch Charkow, der zur Silvesterfeier anreist, schreiben. Aleksandr lebt nur noch wenige Stunden in seinem Hotelzimmer, dann wird er vergiftet aufgefunden.
In der Unterkirche des heiligen Franziskus zu Assisi beraten sich Uzi Navot und Gabriel Allon vom israelischen Geheimdienst. Allon soll nun in Rom den russischen Chefredakteur Boris Ostrowskij treffen, nachdem dieser seinen Mitarbeiter Lubin verloren hat. Nach sorgfältiger Vorbereitung wird das Treffen im Petersdom arrangiert. Als Gabriel den toten Boris Ostrowskij vor der Skulptur Pius' XII kniend findet, weiß er sofort, dass der Russe vergiftet wurde.
Boris hatte brisante Informationen höchster Priorität. Die Geheimdienste laufen auf Hochtouren. Sie möchten Kontakt zu Olga Suchowa, jetzt kommissarische Chefredakteurin, aufnehmen.
Die israelische Botschaft in Moskau lädt zu einer Dinnerparty. Neben vielen anderen Gästen, darunter auch Agenten des russischen Geheimdienstes, sind Gabriel Allon und Olga Suchowa geladen. In einem unbeobachteten Augenblick gelingt es ihr, Allon vor einem Terroranschlag zu warnen. Allon erfährt den Namen einer Person, die bereit ist, alles zu riskieren, und kann Kontakt aufnehmen.
Der internationale russische Waffenhändler Iwan Charkow ist skrupellos. Nur der Profit zählt. Seine Hauptabnehmer sind Hisbollah, Islamisten und Al-Qaida. Mit den "Pfeilen Allahs", den neuesten Flugabwehrraketen, planen diese erneut Terrorakte in Europa.
Daniel Silva hat, bevor er den Roman schrieb, sehr gründlich recherchiert. Einen kleinen Einblick in seine Arbeit vermittelt er im Schlusskapitel "Danksagung". Da macht er deutlich, wie komplex und eng vernetzt Geheim- und Sicherheitsdienste sind. Seine Fiktion kommt der Realität ganz nah. Das technische Arsenal, angefangen von der kleinen Wanze über Videoüberwachung bis zur Abblockung der Telefonnetze, ist beeindruckend. Es unterstützt die Vorbereitungen und Durchführung einer Aktion, und sie schützen die eigenen Leute vor Situationen höchster Lebensgefahr. Unglaublich, was alles machbar ist.
Unter den Protagonisten nimmt Gabriel Allon eine ganz besondere Stellung ein. Als Geheimagent ist er dazu ausgebildet, Feinde des israelischen Volkes zu liquidieren. U.a. hatte er während der Olympiade in München 1972 die Terroristen niedergeschossen, die die israelischen Sportler getötet hatten. In seinem Hobby als Kunstrestaurator findet er seinen Ausgleich nach den harten Einsätzen.
Nach dem ersten Leseeindruck hatte ich mich auf einen in erster Linie spannungsgeladenen Roman eingestellt. Diese Erwartung wurde dann ein wenig gedämpft. Erst gegen Ende des Buches kommt es zu einem wahren Showdown; man hat Angst um das Leben Einzelner und kann sich ein gutes Ende kaum mehr vorstellen.
Der Autor setzt jedoch einen anderen Schwerpunkt: Es geht ihm eher um die politische Spionage. Diese verurteilt er nicht pauschal – im Gegenteil, er überzeugt den Leser, dass die Welt ohne diese mutigen Agenten längst eine andere wäre.