Rezension zu »Yoko« von Bernhard Aichner

Yoko

von


Die Metzgerstochter Yoko weiß, wie Schlachten geht, aber lieber will sie Menschen Glück schenken, und das gelingt ihr auch. Bis ihr guter Wille sie in eine unheilvolle Situation manövriert. Gnadenlos übt sie Rache mit den Mitteln, die sie aus dem Effeff beherrscht. Aber ihre Gegner sind unerwartet mächtig.
Thriller · Wunderlich · · 333 S. · ISBN 9783805201094
Sprache: de · Herkunft: de

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Zerstörtes Glück

Rezension vom 29.08.2024 · 1 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Kindheit und Jugend der jungen Frau, von der dieser Roman erzählt, verliefen unter recht unge­wöhn­lichen Umständen. Nach dem frühen Tod der Mutter hat ihr Vater, ein Metzger, sie alleine großge­zogen. So ging sie schon als Kind in der Flei­scherei ein und aus, lernte das Töten, Schlach­ten und Verar­beiten der Tier­körper. Zwar gehörte das Sterben zu ihrem Alltag, doch an den Geruch von Blut und Gär­pro­zessen konnte sie sich nie gewöhnen.

Als der Vater stirbt, will sie, inzwi­schen fast dreißig Jahre alt, ihr Leben anders aus­richten. Obwohl sie »Yoko«, ihren exoti­schen Namen fernöst­lichen Ursprungs, hasst, findet sie Gefallen an einer dazu passenden Ge­schäfts­idee: Sie möchte Zettel­chen mit selbst kreierten Spruch­weis­heiten be­schreiben und in knusprige Teig­taschen ein­backen. Zwei Jahre später steht die kleine Glücks­keks-Manu­faktur, die sie in den Räumen der ehe­maligen Metzgerei aufge­zogen hat, auf sicheren Füßen. Im eigenen Liefer­wagen fährt sie ihre frischen Backwaren zu den Kunden, die vor allem zur asiati­schen Gastro­nomie gehören.

Zu ihrem großen Unglück gerät sie bei dieser unschul­digen Tätig­keit zur falschen Zeit an den falschen Ort. Beim Hinter­ein­gang eines China­restau­rants wird sie Zeugin, wie ein dort fest­ge­bun­dener kleiner Hund von zwei Männern miss­handelt wird. Aus reinem Spaß am Quälen treten sie auf das Tier ein. Yokos natür­liches Unrechts­bewusst­sein treibt sie dazu, sich mutig in die Situation einzu­mischen. Sie ahnt nicht, dass sie dadurch ein Räderwerk in Gang setzt, das sich rasch ihrer Kontrolle entzieht und sie über­rollen wird.

Die Männer fackeln nicht lange, packen die wehrlose Frau in den Liefer­wagen, ent­führen sie in den Wald und miss­brauchen sie dort. Das erlittene Leid wird noch dadurch ver­schlim­mert, dass es ein Trauma wieder­belebt, das Yoko schon weit verdrängt hatte.

Der Hass, den die Tat in Yokos Gemüt auslöst, steigert sich übermäßig. Sie sinnt auf Rache, und schließ­lich wird das Opfer selbst zur Täterin. Yoko wendet an, was sie im Handwerk des Vaters erlernt hat, und keine Grenze kann ihr Einhalt gebieten, nicht einmal der Tod lieb­ge­won­nener Menschen. Sie muss ihren Feldzug fort­führen, bis auch das letzte Ungeheuer beseitigt ist.

Doch ihre Gegner sind mehr als ein paar Nummern zu groß für sie. Es handelt sich um eine chine­sische Triade, die jegliche Störung ihrer lukra­tiven Aktivi­täten im Keim ersticken muss, wenn sie ihre Macht erhalten will.

Seit Bernhard Aichners 2010 erschienenem Debüt­roman »Die Schöne und der Tod« [› Rezension] hat sich der Autor litera­risch fortent­wickelt. Bewährte Eigen­heiten seines trockenen Stils wie kurze, prägnante Sätze, Dialoge ohne Anfüh­rungs­zeichen und ohne Rede­einlei­tung hat er beibe­halten, aber die Inten­sität der er­schaf­fenen Atmos­phäre hat er markant gestei­gert. Den logisch stim­migen Plot entfaltet er in einer perfekt arran­gierten Hand­lungs­folge, so dass das Lese­tempo rasend Fahrt auf­nimmt und das Kopf­kino auf Hoch­touren läuft. Geschickt gesetzte Cliff­hanger und uner­wartete Ereig­nisse binden uns von Seite zu Seite. Reizvoll sind die in Kursiv­druck einge­schobe­nen Gedanken der Protago­nistin mit mög­lichen Antworten ihres jewei­ligen Gegen­übers. Passend zum Milieu dieses blutigen Thrillers müssen sen­sible Naturen harte Bilder und Töne ertragen.

Dieses Buch habe ich in die Liste meiner 20 Lieblings­bücher im Herbst 2024 aufge­nom­men.


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