Mission Impossible V
Neuseeland im April: Noch nie ist der Schnee so früh im Herbst gefallen. Blizzards ziehen übers Land. Die auf den abgelegenen Inseln lebenden Menschen müssen evakuiert werden. In Wellington sind sämtliche Krankenhäuser am Rande ihrer Versorgungskapazität angekommen. Mysteriöse Todesfälle, Krankheiten, die mit Kopfschmerzen, psychischen und anderen Problemen einhergehen, häufen sich.
Was ist nur geschehen? Ein einmaliges Naturphänomen – oder sind das die Zeichen der sich anbahnenden weltweiten Klimakatastrophe?
Wie in einem rasanten Action-Film spielt sich die Handlung in einem Zeitraum von nur sechs Tagen ab. Kapitel um Kapitel rauscht im Minutentakt vorbei. Ständig wechseln die Schauplätze. Aber Tempo und Spannung, die dadurch geschaffen werden sollen, werden ausgebremst von den vielen Handlungssträngen, die sich erst spät erschließen, und den vielen Personen, von denen jede eine ungewöhnliche Vita hat.
Nathan Cole, Neurologe, leitete ein Institut, das das menschliche Bewusstsein erforschte. Doch nachdem eine Testperson ins Koma gefallen war, wurde das Institut geschlossen. Cole zog sich auf eine Insel zurück, und man glaubt, er habe dort weiter geforscht. Es gab Morddrohungen, von denen auch Jon Foster erfuhr. Um Nathan Cole zu warnen, möglicherweise zu schützen, charterte er ein Boot. Doch seine Hilfe kommt zu spät. Cole liegt tot in einem mit Gel gefüllten Isolationstank. Wurde er ermordet, oder starb er bei einem experimentellen Selbstversuch?
Nao'ane Taea, eine Maori-Schamanin, lebt in einem Wellness-Center. Sie will Menschen zu einem ausgeglichenen Bewusstsein verhelfen. In welcher Verbindung steht sie mit Nathan Cole?
Albin Olsen empfängt mit Hightech-Computern Signale einer intelligenten Spezies aus dem Universum. Es gibt mächtige Kreise, die deren Existenz vor der Öffentlichkeit dementieren. Ist er ein Spinner?
Im Hintergrund agiert eine Gruppe, die sich mit Decknamen aus der Comicserie "Peanuts" von Charles M. Schulz schützt. Welche Rolle spielt sie inmitten aller Verschwörungstheorien?
Duncan Doyle, Kopf des weltweit größten Technologiekonzerns, ist hinter Coles Wissen her. Das Kapital erhält Doyle von einer Großmacht. Sie unterstützt die Entwicklung von Waffensystemen, die die ganze Welt vernichten können, z.B. eines "Skybusters" (S. 489) , der die Atmosphäre zerstören, den Himmel zur brenenden Hölle verwandeln wird. Steht der Planet Erde schon vor dem Abgrund?
Welch aufwühlendes, Angst erregendes Szenario entwirft dieser Roman: die Etablierung einer Weltmacht, die militärische, politische und wirtschaftliche Kontrolle anstrebt. Wenn sie dann noch Menschen zu vorherbestimmbaren Verhaltensmustern – wie zum Beispiel zur Durchführung von Attentaten – programmieren könnte, hätte sie eine gottgleiche Allmacht.
Die Umsetzung ist nach meiner Meinung nicht gut gelungen. Ein Argument ist die Überfrachtung des Textes mit allen möglichen (pseudo-) wissenschaftlichen Fachausdrücken aus Elektromagnetik, Geo-Engineering, Astronomie, Holographie, Quantenphysik, Funk-, Ionensphärenheizer-Technologie usw.
Unter manchen Vokabeln und Theorien kann ich mir auf Grund meines Vorwissens (Schul- und Allgemeinbildung, wache Verfolgung des Zeitgeschehens) einigermaßen etwas vorstellen, andere erscheinen mir völlig abstrus, frei erfunden, an den Haaren herbeigezogen und insofern hochgestapelt, pathetisch oder die Realität vernebelnd.
In seinen Anmerkungen trachtet der Autor eine seriöse, wissenschaftlich recherchierte Grundlage seines Werkes nachzuweisen, damit es nicht nur als Fantasy abgetan werden möge. Er verweist (belegt durch Web-Adressen und Bücher mit ISBN) auf drei Projekte, die sich mit "der Beeinflussung des menschlichen Bewusstseins", "der Beeinflussung der materiellen Realität durch den menschlichen Geist" und mit der Entwicklung von "Brain-Machine-Interface-Technologien" (S. 517) befassen – zwei davon unter Beteiligung des US-Militärs bzw. der National Security Agency, was beim deutschen Leser natürlich gleich einen Schauer des Gefährlich-Undurchsichtigen, Verwerflichen evoziert.
Eine weitere Grundlage ist die Orgon-Theorie (vgl. auch S. 300) aus dem Spätwerk des deutschen Psychoanalytikers Wilhelm Reich (1897-1957) : Der behauptete Ende der 30er Jahre, eine "primordiale kosmische" Energie entdeckt zu haben, nannte sie "Orgon" und entwickelte auf dieser Basis ein (merkwürdiges) Theoriegebäude. Das Konzept wurde schon von Freud abgelehnt, von Einstein überprüft und nicht bestätigt, von seriösen Naturwissenschaften nicht für diskussionswürdig erachtet – und geriet bald nach Reichs Tod in Vergessenheit. Zwischendurch von der deutschen Studentenbewegung wiederentdeckt (zusammen mit Reichs "Massenpsychologie des Faschismus") , wird das Erbe heute von den Jüngern in der Wilhelm-Reich-Gesellschaft gehütet.
Steinhardt allerdings deutet mit keiner Silbe an, dass die "Orgonomie" höchst umstritten ist, sondern verweist den Leser ganz einseitig auf die Webadresse der Wilhelm-Reich-Gesellschaft ... Ich finde das unwissenschaftlich und manipulativ.
Auch der "Maharishi-Effekt" des Maharishi Mahesh Yogi findet Erwähnung – immerhin räumt Steinhardt ein, dass dessen Organisation "umstritten" (S. 518) ist. Wir erinnern uns: die Beatles, der Rolls-Royce-Guru, die Sektendiskussion ...
Die Qualität der anderen Quellen kann und will ich nicht beurteilen, aber es macht mich sehr skeptisch, dass man, um einen Science-fiction-Thriller zu verfassen, ausgerechnet umstrittene Parawissenschaften aus den 1960er und 1970er Jahren wieder aufwärmt. Da fehlen als weitere Belege noch Uri Gellers verbogene Gabeln (natürlich nur mit der wissenschaftlich relevantesten Referenz, des Meisters eigener Seite) ...
Mancher Leser mag Bernd Steinhardts "Impact" als anspruchsvollen Lesestoff bezeichnen. Mir schien der Roman anstrengend, langatmig, in Teilen nicht nachvollziehbar und insgesamt pseudowissenschaftlich.