Die Vergangenheit präsentiert ihre Rechnungen
»Un sabato, con gli amici« ist ein reichlich untypischer Roman Andrea Camilleris. Das gilt schon für das limitierte Personal – nur sieben Figuren bestreiten den Plot. Schauplatz und Sprache sind nicht sizilianisch, das Sujet ist düster. Und doch ist das Buch dramatisch ebenso fein austariert, psychologisch überzeugend gestaltet und fesselnd formuliert, wie wir es von den anderen Werken des sizilianischen Altmeisters des Erzählens gewohnt sind.
Vier Jahre nach seiner Erstveröffentlichung ist jetzt mit der Übersetzung von Moshe Kahn die deutschsprachige Ausgabe dieses psychosozialen Kammerspiels erschienen. Darin finden sich sieben Erwachsene, die in ihrer Kindheit befreundet waren, nach Jahren unterschiedlicher Lebensläufe wieder zusammen. Doch für einen unbeschwerten Erinnerungsaustausch fehlt ihnen buchstäblich die Basis. Vielmehr holen sie nun ihre gemeinsamen Traumata ein.
Geschickt arrangiert der Autor die dramaturgischen Fäden, bis kommunikative Störungen und charakterliche Abgründe, vor allem jedoch die späten Auswirkungen fataler Kindheitserlebnisse die Protagonisten zu einer zwanghaften und destruktiven Auseinanderzusetzung mit ihrer verdrängten Vergangenheit vorantreiben. Wir erleben nicht nur mit, wie grausam sich diese Spurensuche entwickelt, sondern erkennen auch (und daraus ergibt sich die allgemeine Relevanz des Romans), welch tiefe Wurzeln die Kindheit in unserem Wesen schlägt …
Bitte lesen Sie hier meine ausführliche Rezension zur Originalausgabe von Andrea Camilleri: »Un sabato, con gli amici« auf Bücher Rezensionen.