Rauhnacht: Kluftingers neuer Fall
von Volker Klüpfel / Michael Kobr
Alles umsonst!!!
Die befreundeten Ehepaare Kluftinger und Langhammer sind eingeladen zu einem kostenlosen Wochenende in einem luxuriösen Hotel im Allgäu. Hier soll ein amüsanter Krimiabend mit den Hotelgästen stattfinden.
Die attraktive Hotelbesitzerin Julia König (das tiefe Dekolleté zieht die Blicke der Herren auf sich) begrüßt ihre Gäste aufs Herzlichste.
An der Rezeption trägt sich Langhammer mit seinem Titel "Dr. med" in das Anmeldeformular ein. Dem möchte Kluftinger nicht nachstehen und setzt seinem Namen den wohlverdienten Titel "HAUPT KOMM. KRIMPOL" voran. Er ist ja schließlich stolz auf das Erreichte.
Dann beziehen Kluftingers und Langhammers ihre Zimmer.
Die Leseprobe bringt kaum Handlung, konzentriert sich aber auf die Hauptperson, Kommissar Kluftinger. Er prägt die Krimis von Klüpfel/Kobr. Viele Leser lieben ihn mit all seinen Marotten, und der eigentliche Kriminalfall wird zum schmückenden Beiwerk. Kluftinger ist ein muffiger, meist schlecht gelaunter, nörgelnder, knausriger, misstrauischer Kommissar. Seine Ehefrau Erika scheint alles stoisch zu ertragen.
So werden Kluftingers Koffer von einem Angestellten aufs Zimmer getragen. Unausweichlich stellt sich ihm die Frage nach dem Trinkgeld. Kluftinger ficht einen inneren Kampf mit sich aus, denn was ist diese gerade mal dreiminütige Leistung wert? Und für fünfzig Cent erhielt man früher eine Mark ...
Erika möchte gerne einen Orangensaft aus der Minibar, einem Objekt der "Völlerei und Verschwendungssucht", wie Kluftinger meint. Um diesen Wunsch zu verhindern, lässt er den Flaschenöffner in Erikas Handtasche verschwinden - "so würde sich die Minibardiskussion von selbst erledigen".
Nach gründlicher Inspektion von Zimmer und Bad (die Beschreibung ist an Pingeligkeit kaum zu übertreffen, man sieht mit Kluftingers Augen jedes Detail) steckt er alles ein, was nicht niet- und nagelfest ist: sämtliche kleinen Fläschchen sind flugs im Kulturbeutel verschwunden. Ein manischer Sammeltrieb!
Dass man niemandem trauen kann, veranlasst Kluftinger dazu, sein Geld körpernah ständig in einem speckigen Brustbeutel bei sich zu tragen. Der Einwand Erikas, dass man nicht "in Chicago oder Palermo" sei, überzeugt ihn nicht wirklich.
Diese Leseprobe ist so herrlich, man möchte immerzu in der Nähe Kluftingers sein, um auch ja nichts von seinem urigen Verhalten oder seinen grummeligen Äußerungen zu verpassen. Ich bin überzeugt, dass dem Autorenteam mit ihrem Buch ein guter Wurf mit hohem Unterhaltungswert für amüsante Mußestunden gelungen ist.