Schmackhafte Lebkuchen öffnen das Himmelstor
Nürnberg 1387: Agnes und Benedicta leben unfreiwillig im Kloster Engelthal, dem der Ruf voraneilt, ein Ort der wahrhaftigen Engel zu sein. Gebete, Gebote, Verbote, Demut und Unterwerfung werden von den Nonnen verlangt.
Benedicta arbeitet im Klostergarten. Sie sehnt sich nach der Welt außerhalb der Klostermauern.
Als ein junger Mann, der Neffe der Priorin, im Garten erscheint und Benedicta anfleht, mit ihm nach Nürnberg zu gehen, dort sesshaft zu werden und ihn zu heiraten, ist es um Benedicta geschehen. Sie will raus aus diesem Gefängnis. Doch sie ist Nonne, sie hat einen heiligen Eid geschworen. Ihre Gedanken sind Sünde. Selbstkasteiung mit Ruten, Dornen und Nesseln sind ein probates Mittel dagegen.
Alljährlich zur Fastenzeit backt das Nürnberger Predigerkloster Pfefferkuchen. Da das gesamte Küchenpersonal erkrankt ist, soll das Kloster Engelthal einspringen.
Hier kommt die große Chance für Benedicta und Agnes: Sie kennen ein Lebkuchenrezept. Vielleicht können sie das Kloster zumindest zeitweise verlassen, um die Kuchen unters Volk zu bringen - das wäre für beide der "Himmel auf Erden" ...
Die Erzählweise ist flüssig und leicht verständlich. Bis jetzt ist die Sichtweise stark auf die beiden Hauptpersonen Agnes und Benedicta konzentriert. Das Alltagsleben im Kloster mit seinem immer gleichen Tagesablauf, die Vielfalt der Nonnen, unter denen es, wie bei uns "draußen", gute und schlechte Charaktere gibt - all das ist schon häufiger beschrieben worden und insofern im Prinzip nichts ganz Neues.
Andererseits bieten die Herstellung des Nürnberger Lebkuchens im Nonnenkloster, die zarten Avancen zwischen Benedicta und dem Neffen der Priorin, die große Sehnsucht, irgendwie dem Kloster zu entfliehen, viel Stoff für einen historischen Roman. Das mittelalterliche Zeitkolorit Nürnbergs ist eine bunte Kulisse, und auf der Bühne davor findet gute Unterhaltung statt, die mit Genuss gelesen werden kann.