Expedition in die Eishölle
Es ist Winter im winzigen italienischen Borgo San Giuda. Nur 43 Menschen leben in der Abgeschiedenheit, die eine Bar, einen Supermarkt, eine Kirche und einen Friedhof besitzt. Die Familie Formento ist die mächtigste Familie und hat das Sagen. Für die Sehenswürdigkeiten der Kirche und einen Café in der Bar kommen regelmäßig Touristen. Im Winter sitzen sie auf Beppo Formentos Pferdeschlitten.
Der Tag, an dem der Pferdeschlitten pünktlich wie immer auf dem Kirchplatz steht, jedoch ohne Beppo und Touristen, wird das Leben der kleinen Gemeinschaft restlos verändern. Das Pferd Zorro, das den Schlitten gezogen hatte, ist erregt, seine Augen völlig verängstigt.
Giovanna (die Ich-Erzählerin) , Vater Sauro Formento und sein Sohn Zeno starten sofort ihre Motorschlitten, um nach Beppo und seinen Kunden zu suchen. Zunächst erreichen sie den Baum, den Beppo für die Touristen präpariert hat: Mit Wasser besprüht wird er in der eisigen Kälte zu einem durchsichtigen kristallinen Naturphänomen. Doch heute erregt er nicht nur Staunen, sondern blanken Horror: Durch und durch ist er rot gefärbt – von Blut. Vater Sauro zerreißt die Stille mit einem gellenden Schrei, als er unter dem Schnee vor seinen Füßen den abgetrennten Kopf seines Bruders Beppo entdeckt. Und unter den Schneehaufen rund herum finden sie viele weitere Körperteile ...
Nichts wissen wir über die Vorgeschichte der Menschen von San Giuda. Irgendein schreckliches Geheimnis muss Ursache für dieses bestialische Massaker sein. Richtet sich eine Bedrohung gegen die Familie Formento? Warum wurden die Touristen ermordet? Waren das nur zufällig zusammen gekommene Einzelne, die ebenso zufällig zu Opfern wurden, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren? Ich glaube das nicht. Etliche Sätze in der Leseprobe deuten an, dass eine Vielzahl von Figuren in den Fall verwickelt sind.
Schon der Buchtitel wirft Rätsel auf: Ist das Zeichen "XY", so wie es auf dem Cover gestaltet ist, vielleicht eine alte Rune oder ein urzeitliches Symbol?
"XY" hat von seinem Konzept her das Zeug dazu, manch skandinavischen Bestseller zu toppen. Vielleicht bereitet uns der Italiener Sandro Veronesi einen eisgekühlten Lesesommer.