»Nobiwuckerl« oder »Fusseln im Bauchnabel«
Friedhelm, Chef eines Berliner Privatsenders, hat Charlotte klar zu verstehen gegeben, dass sie jaded (ausgebrannt) sei, denn nach neun Jahren und 2500 Folgen ist die Telenovela "Renata – Engel der Liebe" am Tiefpunkt angekommen. Anfangs war das die cashcow mit gigantischen Einschaltquoten und Werbeeinnahmen, heute ist es ein Auslaufmodell. Da Charlotte und ihr Kompetenzteam nun wirklich nichts Hippes mehr auf die Beine bringen, hat Friedhelm sich selbst gekümmert: Creative fusing, die Verschmelzung der kreativen Leistungsträger mit ihrer Zielgruppe, heißt die Strategie zur Rettung der Quoten.
Sein ideales Objekt für die schöpferische Fusion mit Charlotte findet Friedhelm in Sabine Huber, der Leiterin des Renata-Fanclubs Oberbayern. Diese kleine, dicke Hausfrau – in Lodenrock und Rüschenbluse gekleidet, 46 Jahre alt, glücklich verheiratet, zwoa fesche Buam – kann Charlotte den spirit zurückbringen, meint Friedhelm. Drei Wochen und eine Gage von 10.000,00 € hat er mit ihr vereinbart, damit sie nebst Dackel Edi und ihrem entsetzlich charmanten bayrischen Akzent nach Berlin reist ("In Berlin war i mei Lebtag net.").
Und wo soll die Gute denn wohnen? Das hat Friedhelm konsequent zu Ende gedacht: "In Berlin schreiben wir Gastfreundschaft mit einem G so groß wie unser Funkturm. Sie übernachten bei unserer Charlotte!"
Wie es also an der Tür klingelt und die Huber Sabine – für Charlotte das leibhaftige Unding – davor steht, da hilft Charlotte nur samuraimäßige Selbstbeherrschung. "Denke, rede, iss und schlafe wie sie", hat Friedhelm ihr geraten ...
Eine herrlich spritzige, witzige, leicht satirische, nicht ernst zu nehmende Story voller Situationskomik, mit sehr individuellen Typen, die Namen tragen wie Yong-Dao (kein Asiate, sondern die schwäbischen Hippie-Eltern fanden den Namen einfach geil für ihr rothaariges Baby) oder Manuel Dante, Sohn des Vice Presidente Friedhelm.