Rina - eine empfindsame Frau
Die Leseprobe ist in der Ich-Form aus der Perspektive der 48-jährigen TV-Produzentin Rina geschrieben, die in Israel lebt.
Nach der Scheidung und mehreren Verhältnissen ändert Rina ihr Leben vollständig. Sie zieht mit ihrer Tochter, dem Hund und der Katze in eine kleine Wohnung mit Balkon in einen Stadtteil Haifas.
Nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit erhält sie das Angebot für ein Projekt zur Siedlungspolitik Israels.
Sie ist keine Emanze, im Gegenteil. Ihre eigene Psyche ist labil; ihr Psychologe hält sie für zartbesaitet. Für ihr Wohlbefinden sucht sie Zeichen in der Natur oder in menschlichen Handlungen, z. B. "Wenn der Rabe auf dem Strommast jetzt, in ebendieser Sekunde, den Strafzettel austeilenden Polizisten ankrächzt, dann bedeutet das, dass das Leben wunderbar sein kann. Und wenn das Flugzeug in dem Augenblick, in dem der Hund bellt und der Rabe krächzt, genau über meinen Kopf hinwegfliegt, dann ist Gott mitten unter uns." Diese Art Lebenshilfe gefällt mir sehr gut und zeichnet Rinas Charakter als weich und liebenswert.
Freitagmorgen wacht Rina mit starken Schmerzen im Oberkörper auf. Ihr Lebensgefährte Jakob begleitet sie zur Uniklinik. Die Ärzte diagnostizieren eine Geschwulst, und nun beginnt die Achterbahnfahrt, die wohl jeder durchmacht, wenn er voller Angst nur noch an das Schlimmste denken kann.
Rina verlässt fluchtartig das Krankenhaus und will sich keiner weiteren Untersuchung unterziehen – insbesondere keiner Punktion, denn diese hält ihre Intuition nicht für richtig. Stattdessen vertraut sie eher dem Urteil einer Wahrsagerin.
Nach einer erneuten Untersuchung bei einem Spezialisten bestätigt sich der Verdacht, dass Rina einen Tumor hat. Der Arzt rät ihr nun dringend zu einer Operation ...
Diese Leseprobe hat mir sehr gefallen, gerade weil die Protagonistin so lebensnah, empfindsam und gefühlvoll beschrieben wird. Obwohl Buchumschlag und Klappentext blanken Kitsch befürchten lassen, hat sich der Verdacht in diesem kleinen Buchausschnitt für mich nicht bestätigt. Ich hoffe, dass der mögliche weitere Handlungsverlauf (Rinas Erkrankung, vielleicht ihre Heilung, eine Liebe zu ihrem Chirurgen) stilistisch feinfühlig beschrieben wird.