In Würde sterben
Die 70-jährige Elsa ist unheilbar an Krebs erkrankt. Bis vor kurzem hat sie noch erfolgreich als Psychologin praktiziert. Ihre Tochter, die Ärztin Eleonoora, ist zunächst für eine Unterbringung auf einer Hospizstation. Doch ihre eigenen erwachsenen Töchter wollen – ebenso wie Elsas Ehemann Martti – die Großmutter nach Hause holen, um mit Hilfe ambulanter Dienste die Sterbebegleitung gemeinsam zu übernehmen. Sechs Monate werden vielleicht noch bleiben, und an das soeben glücklich gefeierte Weihnachtsfest werden sich alle gern erinnern.
Die Thematik "Sterben" sensibilisiert alle Beteiligten. Martti, ein bekannter Maler und melancholischer Visionär, erwacht nachts aus einem Albtraum, in dem eine fremde Frau auf ihn zu lief ... Neben ihm liegt seine bald dahinscheidende Frau. Die Trauer und der Gedanke, er sei all den ihn erwartenden Belastungen nicht gewachsen, treiben ihn aus dem Bett.
Tochter Eleonoora erinnert sich voller Wehmut an die schönen Jahre ihrer Kindheit, in denen die Mutter den Kindern ihre volle Zuwendung schenkte. Wie hat sie sich jetzt verändert: Abgemagert bis auf die Knochen ist sie launisch, gibt Widerworte, verhält sich wie ein kleines Kind. Eleonooras Schmerz ist ihrem Körper anzusehen: Sie verspürt keinen Hunger mehr. Sie verbirgt ihre tiefe Trauer hinter einer Maske der Sachlichkeit, der Organisation des Tagesablaufs, kompetenten Arztgesprächen.
Die jüngere Tochter Anna leidet, weil sie die wachsende Trauer der Mutter hinter ihrer vorgespielten Härte durchschaut. Sie möchte ihre Mutter so gerne in ihre Arme nehmen. Anna studiert noch. Irgend etwas hatte sie einmal kurzfristig aus der Bahn geworfen – vielleicht ein Mann mit Kind? Sie hatte tagelang in ihrer Wohnung am Boden gelegen, bis ihre Mutter sie vorfand; aber ihr anvertraut hat sie sich nie.
Es ist traurig und gleichzeitig ermutigend, von einer Familie zu lesen, in der drei Generationen fest zueinander stehen. Offenbar sind sie schon immer verantwortungsbewusst, vertrauensvoll und liebevoll miteinander umgegangen, und da nun die schwerste Zeit des Lebens auf sie zukommt, kann sich alles bewähren – oder aber zerbrechen ...