Jugend ohne Zukunft?
Eine Jugend, die nur abhängt, keine Chance und keine Perspektive mehr im Leben sieht und Störenfriede der Gesellschaft sind. Mit diesem düsteren Bild beginnt die Leseprobe.
Wenn die fünfzehnjährige Jem anderen Menschen in die Augen schaut, sieht sie Zahlen im Kopf. Sie haben eine grausame Bedeutung: "Der Groschen fiel, als meine Mutter starb." Ihre Zahl ist 10102002: das Datum ihres Todes. Seitdem meidet Jem Kontakte mit anderen Menschen, zieht sich zurück. Ihr Lieblingsplatz befindet sich unter einer Brücke. Doch dann kreuzt "Spinne", jener ruhelose, schlaksige, großmäulige Typ auf. Sie mag ihn, möchte aber keine Freundschaft, da sie Angst vor einem Verlust hat. Seine Zahl ist 15122010 – es bleiben also nur noch wenige Monate ...
Der Englischlehrer McNulty möchte seinen Schülern helfen; er will sie überzeugen, dass sie lernen müssen, um mit einem guten Abschluss einen guten Job zu bekommen. Seine Zahl ist 25122024, der erste Weihnachtsfeiertag in einigen Jahren ...
Die Problematik einer Jugend, die sich dem Druck der Gesellschaft nicht stellen will oder kann, wird täglich von Wissenschaftlern untersucht, von Politikern erörtert, in den Medien thematisiert. Da bringt der Roman nichts Neues.
Was ihn lesenwert macht, ist der Sprachstil. Jem erzählt aus ihrer Perspektive (Ich-Form). Ihre Sprache ist cool und entspricht dem jugendlichen Alter. Wie Jem als Kind mit einer drogenabhängigen Mutter von "Stütze" lebt und sich in Hinterhöfen verzieht, ist bedrückend beschrieben. Die Idee der Autorin Rachel Ward, Jem eine übernatürliche Gabe zu geben, ist eine reizvolle. Das baut Spannung auf. Wird es Jem gelingen, ihr Wissen zu nutzen, um ihren Freund "Spinne" zu retten?
Ein interessantes, gutes Jugendbuch.