Zauber und Magie - nichts als Sinnestäuschung?
Fantasy-Romane sind nicht mein Lesegeschmack, aber diese Leseprobe war überraschend gut.
Anfang des 20. Jahrhundert suchen Zauberkünstler Ravi und seine bezaubernde Assistentin Blanche-Neige (genannt nach ihrem Hit, der Schneewittchen-Nummer) ein Engagement für eine Woche.
Philbert, Besitzer des Varietés Bobino, nimmt die beiden gerne. Allerdings ordert er eine vermeintlich attraktivere Show, von der er sich ein lukratives Geschäft verspricht. Ravi und Blanche üben das neue Programm, und das Publikum ist begeistert.
Doch am letzten Tag geschieht ein Missgeschick, bei dem Ravi fast ums Leben kommt. Zur Rettung bedient er sich "der echten Magie".
Interessant wird die Geschichte durch Perspektivwechsel der handelnden Personen und Zeitsprünge, ausgelöst durch einen Apfelbiss ("Schneewittchen, schlafe hundert Jahr, hundert Jahr ...").
Später tritt noch ein Engländer, Barneby, ins Geschehen. Gehört er zur Societé, der Vereinigung der Magier, die darauf achten, dass niemand "echte Magie" in der Öffentlichkeit anwendet?
Der Text ist ausgesprochen ungewöhnlich, verwirrend, phantasievoll - und er wirft viele Fragen auf. Dies passt gut zum thematisierten Phänomen des Zauberns. Der Zuschauer wird so abgelenkt, dass er den Trick nicht durchschaut, der Täuschung erliegt. Zeit und Raum scheinen sich aufzulösen.
Für Liebhaber des Fantasy-Genres ist dieser Roman ein Lesetipp.