Bier means Beckenbauer means Bayrisch
Oliver hat einen gruseligen Traum: Zwei jodelnde Felsbrocken jagen ihn die Straße hinab. Er hat schlecht geschlafen, und nun ist er echt mies drauf. Aber so geht es ihm jeden Montagmorgen.
Um 8.35 Uhr befindet er sich auf dem Weg ins Studio. Er ist Werbesprecher. Mitten im Fußgängergewühl piekst ihm doch tatsächlich eine Dame im Businesskleid und mit Rollkoffer-Anhängsel ihre Highheels auf den Fuß. So muss sich ein durchgeknallter Jesus-Sekten-Jünger fühlen, der sich einen dicken Nagel in den Fußrücken schießt! Bei dem sich ergebenden kleinen Disput wird Oliver ausfällig: "vertrottelte Schlumpfliese, komplett nichtsnutzige Bürotrine ..." Schließlich entschuldigt er sich, nicht ohne ihr sein Herzeleid über seinen elenden Werbesprecherjob zu klagen. Ihr reicht's, sie geht.
Jetzt sitzt er auf seinem Platz vorm Mikrofon; im Regieraum hinter der Glasscheibe geben Elvin, Adrian und die anderen Werbepackos Anweisungen, wie er seine Stimme modulieren soll. Zum Bier passt Beckenbauer, schön Bayrisch bittschön: "Yay! This Beer is funky, tricky & alive ..." Dabei geht Oliver die Frau von heute morgen nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte sie beobachtet, als sie ins Coffee & Bytes verschwand, und er muss sie wiedersehen.
Da kommt eine Erkältung wie gerufen. Die nächsten Tage wird er im Coffee & Bytes verbringen, bis sie wiederkommt. Wie alle Ganztagssitzer hat er sich hinter seinem Laptop verschanzt – das wirkt echt arbeitsmäßig. Da er die Chill-out-Musik nicht ab kann, trägt er große Kopfhörer, und er hat Kamillentee mit Honig bestellt. Nach zwei langen Tagen erscheint sie tatsächlich: sein Sugarbaby ...
Ich habe selten soviel gegähnt wie bei dieser Leseprobe, aber wahrscheinlich war ich einfach nur echt mies drauf. Das ist immer so, wenn mich in einem gruseligen Traum zwei jodelnde Felsbrocken die Straße hinab gejagt haben. Allerdings ist heute Freitag ...