Wir leben noch - dank unserer Hightech-Medizin
Osteogenesis imperfecta ist die medizinische Bezeichnung der "Glasknochen-Erkrankung", an der Manuel Jäger leidet. Eines Morgens erfasst ihn akute Atemnot. Er verfällt in Panik, denn er fürchtet, dass er sterben muss. Doch in letzter Sekunde findet ihn sein Nachbar und Freund Lothar und alarmiert den Notarzt. "Sie haben Glück gehabt! Zehn Minuten später wäre nichts mehr zu machen gewesen," sagt dieser und lässt ihn ins Marienhospital bringen.
Dort hat die Nachtschicht unter Leitung des diensthabenden Arztes Dr. Fenning bereits einen Notfall versorgt. Dr. Fenning ist gereizt und fragt nach den Aktenunterlagen. Leider hat die Nachtschwester noch keine Zeit dafür gehabt und muss sich jetzt obendrein die Kommentare des Chefs anhören: "War Ihnen Ihre Kaffeepause wieder einmal wichtiger?"
Dies ist offensichtlich ein Medizinroman, der die Dinge kritisch zuspitzt, wenn nicht überspitzt. In diesem Krankenhaus geht alles schief, und in des armen Manuels Leben kann (laut Klappentext) nur ein anderer Leidender, ein Demenzkranker, Licht bringen.
Das Thema Gesundheitssystem - seine Kosten, seine Personalsituation, seine Organisation - beherrscht unseren Medienalltag. Natürlich wünscht und fordert jeder, dass Missstände, wo immer welche aufgedeckt werden, schleunigst behoben werden. Aber immerhin: Verglichen mit unseren Nachbarländern (von anderen Weltgegenden ganz zu schweigen) leiden wir auf höchstem medizinischen Niveau.
Vor diesem Hintergrund hat die Autorin ihren Roman geschrieben. Sie schöpft aus ihren eigenen Erfahrungen als Krankenschwester. Doch welche Intention verfolgt sie? Will sie unterhalten? Mitgefühl mit Individuen hervorrufen? dabei zum Nachdenken anregen? auch anprangern? oder ernsthaft und sachlich kritisieren? Will sie womöglich Angst schüren?
So richtig einordnen konnte ich die Leseprobe nicht, weswegen sie mich auch nicht ganz überzeugen konnte.