"Miese Zeiten für Superhelden"
Hennings und Marthas Beziehung hat nach zehn Jahren Risse. Henning hat ein Menü vorbereitet, aber Martha erscheint nicht. Nach Warschau wollte sie, endlich mal raus. Wie jedes Jahr fahren sie, getrennt natürlich, zu Freunden, denen es richtig mies geht. Für ihre eigene Krise gibt es nichts Besseres.
Die vierzigjährige Betty hat nach einer steilen Karriere im Showbusiness den viel beschworenen Zenith erreicht. Von nun an geht's bergab. Gegen ein bisschen Sex mit ihrem Protegé, dem verheirateten Herrn M., war es ein Leichtes, die passenden Verträge zu erhalten.
Jon wird von Albträumen geplagt. In zwei Tagen hat er ein Casting. Er hat schon immer die "Leiche" gespielt - keine leichte Rolle. Den Durchbruch nach ganz oben kann er sich abschminken, denn bisher gab es noch keinen Schauspieler, der es als Leiche geschafft hätte. Doch er hält sich für sehr professionell. Welche Selbsttäuschung ...
Henning weiß, dass seine gezeichneten Comicfiguren bald nicht mehr gefragt sein werden. Die Koreaner werden es schneller und besser können. Martha ist der einzige Lichtblick. Sie ist schwanger und kommt glücklich aus Polen zurück. Ist ihre Beziehung mit Henning nun doch noch zu retten?
Das ist Midlife-Crisis, wie sie kaum besser beschrieben werden kann. Lucy Fricke zeichnet in ihrem Roman "Ich habe Freunde mitgebracht" mit Fingerspitzengefühl und wohl gesetzten Worten die Befindlichkeiten ihrer Figuren: ein psychologisch düsteres Bild, das sie durch ironische Szenenbrüche wieder ins Komisch-Absurde führt: Inmitten ihrer Freunde mit noch heftigeren Problemen fühlen sich Henning und Martha wie in einer Art Therapie; Betty findet, man sollte sein Leben ändern, indem man eine Zeit der Sünden lebt, womit sie meint: einen Kasten Bier klauen, eine Katze überfahren ...
Ein anregender, nachdenklich stimmender Roman mit viel Situationskomik. Ganz nach meinem Geschmack.