Psychotherapie – ein Weg ins Dunkelste der menschlichen Seele
Die Psychologin Gabrielle ist nach einem Unfall an ihren Rollstuhl gefesselt. Sie fühlt sich minderwertig, als nicht voll funktionsfähiges Wesen. Mit diesem psychischen Problem muss sie sich auseinandersetzen. Wenn man ihr die Approbation entzieht, ist sie am Ende.
Vor diesem Hintergrund erhält sie eine Vertretungsstelle am Psychiatrischen Hospital, einem Heim, das die gefährlichsten Kinder des Landes betreut. Man weist ihr Bethany Krall zu, die ihrer Mutter einen Schraubenzieher ins Auge gebohrt hatte. Sie ist 16 Jahre alt, hat vier Selbstmordversuche hinter sich und ist eine ernsthafte Bedrohung für ihre Mitpatienten. Keine Therapie – weder Psychopharmaka noch Elektroschocks – brachte bisher eine positive Wirkung; im Gegenteil: Nebenwirkungen wie Zittern, Halluzinationen und sogar das Cotard-Syndrom (eine nihilistische Überzeugung, der eigene Körper sei verstorben) zeigen die Aussichtslosigkeit dieses Falls.
Bei Gabrielles erstem Termin mit Bethany trifft sie auf eine zarte kleine Person, deren Arme voller Brandnarben und Schnitte sind und die die Fronten gleich klar absteckt: "Anderes Arschloch, gleiche Scheiße. Als Spasti bekommen Sie einen Extrastern auf meiner Kompetenzskala." Bethany ist ein harter Brocken, und nachdem schon dreißig Therapeutinnen ihr Glück an ihr versucht haben, kennt sie alle Tricks und Strategien. Binnen kürzester Zeit hat Gabrielle all ihre Punkte verspielt und zweifelt nun nicht mehr an der Diagnose, Bethany sei nicht therapierbar und gehöre nicht hierher, wie Bethany ihr unmissverständlich klar gemacht hat.
Uns wird all dies aus Gabrielles Perspektive erzählt, im emotionslosen, faktisch darstellenden Ton der nüchtern analysierenden Psychotherapeutin.
Dem Klappentext entnimmt man, dass Bethany die Apokalypse vorhersagt. Wie die Autorin die Handlung in diese Richtung laufen lassen wird, kann ich der kurzen Leseprobe noch nicht entnehmen