Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
von Lauren Oliver
"Und täglich grüßt das Murmeltier"
Wer hätte sich nicht schon einmal gewünscht, einen Teil seines Lebens - und wenn es nur ein Tag, eine Stunde, eine entscheidende Minute ist - noch einmal durchleben zu dürfen, um dann alles anders, hoffentlich besser zu machen? Dieses ebenso reiz- wie anspruchsvolles literarische Konzept haben Autoren (z.B. Max Frisch, "Mein Name sei Gantenbein") und Spielfilm-Regisseure (z.B. Harold Ramis in "Und täglich grüßt das Murmeltier") umgesetzt. Auch - und vielleicht gerade - für ein Jugendbuch ist die Idee verlockend und geeignet, denn sie macht bewusst, dass wir eben doch nur einen einzigen Versuch zu leben haben und deshalb stets verantwortlich damit umgehen müssen.
Samantha Kingston kommt bei einem Autounfall ums Leben. Aber sie hat sieben Versuche, diesen letzten Tag noch einmal zu beginnen und anders zu gestalten. Sie wird unwichtige Dinge immer mehr und mehr gegen die wahren Werte des Lebens ersetzen. Sie wird sich die Frage nach dem Sinn des Lebens stellen. Im Prolog bedauert sie, dass sie ihren Eltern nie gesagt hat, dass sie sie liebt. Auch ein Wort des Abschieds hätte sie gerne gesprochen.
Ich gebe zu bedenken, dass es sich um ein amerikanisches Buch handelt. Die Jugendlichen leben anders, ihre Interessen und Freizeitaktivitäten sind andere, und auch ihr Wertesystem ist anders. Der Highschool-Ball mit all seinem Brimborium ist für jeden Schüler der Höhepunkt des Jahres. Halloween hat seinen Reiz, wenn man es so weit auf die Spitze treiben kann, dass die Polizei anrücken muss - und derlei Spezialitäten des American Way of Life gibt es viele.
Ein anregendes Buch, das neue Perspektiven und Werte anbietet: Lebe jeden Tag intensiv, denn es kann für jeden von uns der letzte sein. Wie immer wäre es wünschenswert, wenn sich Eltern mit ihren Kindern über diese Thematik austauschen - das Buch liefert einen guten Anlass dazu.