Underdog - ein aussichtsloses Leben
"Submarino" ist nicht etwa die Bezeichnung für ein U-Boot, sondern eine übliche Foltermethode. Der Kopf eines Opfers wird dabei bis kurz vor dem Erstickungstod unter Wasser gedrückt. Der Gedanke an Guantanamo war mir sofort ebenso präsent wie die Befürchtung, dass die Lektüre womöglich meine Schmerzgrenze überschreiten könnte.
Die Leseprobe enthält viele unzusammenhängende Textsequenzen. So nach und nach kann man sich die Handlung zusammen puzzlen, aber vieles bleibt weiterhin unklar.
Schon die erste Textsequenz ist sprachlich ungewöhnlich: "Als wir heute aufwachten ..." So beginnt und endet der knappe Text. Sätze werden wiederholt, andere bestehen nur aus zwei oder drei Wörtern. Der Leser erfährt nicht, wer "wir" ist. Er kann nur mutmaßen, dass es zwei Geschwister sind, die ihr totes Geschwisterkind im Kinderwagen vorfinden. Die Mutter erleidet einen Schock. Wo ist ein Vater?
Der Protagonist, der wegen der Ich-Erzählhaltung lange namenlos bleibt, heißt Nick und hat eine kriminelle Laufbahn hinter sich. Nach zwei Gefängnisstrafen lebt er in einem auf das Notwendigste reduzierten, winzigen Zimmer in einem Asyl und entsprechender Umgebung.
In der nächsten Sequenz folgen wir Nick beim Freigang mit seinem Gefängnisaufseher, als sie auf dem Friedhof ein Grab aufsuchen - möglicherweise das des verstorbenen Geschwisterkindes.
Später will Nick Drogen von einem Dealer kaufen, aber die Aktion wird vereitelt. Die Beschreibung eines Obdachlosen, der mit seinem Kinderwagen Müll einsammelt und ab und zu auch mal ein Kind missbraucht, hinterlässt nur Grauen.
Dies ist eine finstere Leseprobe. Dem Autor gelingt es, den Leser mit Hilfe seiner literarischen Werkzeuge in dunkelste Milieus hinabzuziehen. Ob dieses Buch jedem gefällt, wage ich zu bezweifeln.