Olympia – nur der Mammon zählt
Sai|son: es folgt eine sprachwissenschaftliche Definition nebst eingefügter Lautschrift. Interessant ist die Etymologie vom Lateinischen bis ins Altisländische und Chinesische.
Ein anonymer Täter schreibt einen freundlichen Brief an den "lieben Herrn Kommissar", in dem er sich ernsthaft Gedanken macht über ein zukünftiges Verbrechen. Mehr kann man doch wirklich nicht verlangen!
Auf der Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen findet das traditionelle Neujahrsspringen statt. Der Däne Åge Sørensen nimmt den Lucky-Loser-Platz ein. Mit dem Victory-Zeichen, dem Gruß an seine Mutter, geht er den Sprung locker an. Er macht den "Adler", dann eine Sichelkurve ("die zusammengestauchte y²=2px-Parabel, den Ypsilon-quadrat-ist-gleich-zwei-p-x-Schlenzer") , dann reißt's ihn, er stürzt "granatenmäßig": Frakturen nahezu aller menschlichen Knochen ...
Die Hautevolee räkelt sich in der voll besetzten VIP-Lounge. Nicht aus sportlichem Interesse treffen sie sich da; aus ihren geschäftlichen Verhandlungen reißt sie der Sturz des unbekannten Dänen. So kommt Kalim al-Hasid aus Dubai nicht "zu Potte". Er möchte die Olympischen Winterspiele 2022 nach Dubai holen. Der Bau der größten Skischanze der Welt ist schon in der Planung.
Im Gedränge zum Ausgang glaubt Leibwächter Jusuf einen Mann mit Waffe zu sehen. Um Kalim, seinen Chef, zu schützen, schießt er auf den Unbekannten, der daraufhin spurlos von der Bildfläche verschwindet.
Ein amüsanter, witziger, spritziger Text. Ein versuchter Mord, dessen denkbare Motive und seine Aufklärung geben dem Roman seine Handlung.
Es sind die köstlichen Beschreibungen, Aufzählungen und Vergleiche, die das Buch nie langweilig werden lassen. Da "fetzen" gestresste Journalisten ihre Berichte in ihre Notebooks. Die Nachricht über den Unfall hätte schon in der Redaktion sein müssen, am besten noch, ehe er geschah. Sie "googeln" wie die Weltmeister, um zum Beispiel die "Geschichte des Skispringens" zu erforschen – doch der Autor spielt hier rabenschwarzen Humor aus: Die Herren fischen nur nach tödlichen Unfällen. So entsteht eine makaber arrangierte Historie:
1808 springt ein Norweger über eine verschneite Almhütte 9,5 (!) Meter weit, ein sensationeller Weltrekord – und 1811 gibt es den ersten Toten bei dem neuen Sport. 1911 stürzt der Amerikaner Gregory O'Connan, aber seine 41 Meter sind neuer Weltrekord. Er schleppt sich aufs Siegerpodest – und bricht (nach Anhörung der Nationalhymne) tot zusammen ...
"Skispringen ist halt nicht Halma." Wo er Recht hat, hat er Recht, der Herr Vorsitzende des Skiverbandes Oberbayern.