Paranormale Phänomene - alles nur Schwindel?
Ross Wakemans Frau Aimee stirbt bei einem Autounfall. Ohne sie will er nicht mehr leben. Doch mehrfache Selbstmordversuche misslingen ihm. Er ist ein echter Glückspilz. Einmal ist er dem Tod ganz nahe: Von einem Blitzschlag getroffen, fällt er sieben Minuten lang ins Koma.
Ross ist Kameramann bei Curtis Warburton. Dessen Late-Night-Show hat immer höchste Einschaltquoten. Das Team bereitet reißerische Themen auf, und nun besucht man das Ehepaar O'Donnell, welches glaubt, dass in seinem Haus Geister ihr Unwesen treiben. Das könnte ein interessanter Beitrag für die Show sein. Die Geistersuche mit aufwändigen Instrumenten und einer Séance bringen zusätzlich leicht verdientes Geld. Aber Ross hat Skrupel: "Dieses Haus ist ungefähr so aktiv wie ein Komapatient." Curtis sieht das hingegen anders: "Sie wollen glauben, dass sie einen Geist im Haus haben."
Jodi Picoult hat in ihren vielen Romanen längst bewiesen, dass sie ihr schriftstellerisches Handwerk beherrscht. Angesichts des Themas "Geister" sah ich die Gefahr, dass dieser Roman in das zurzeit gefragte Mystery-Genre rutschen könnte. Wie meistert die Autorin das, ohne die üblichen Klischees zu bedienen?
Sie beschreibt ihre Romanfiguren einfühlsam und mit viel Liebe. Ihre Sprache ist voller ungewöhnlicher Phantasie. Beispiele: Ross lebt mit seinen Selbstmordgedanken; dabei ist ihm "das Naheliegendste auf der Welt, kochendes Wasser zu trinken, im Kühlschrank zu ersticken, sich Mayonnaise in die Vene zu spritzen oder die Feuerwerkskörper zu verschlucken." Da bleibt einem das Lachen im Halse stecken.
Absolut irre finde ich das Missgeschick, als Ross seiner liebsten Aimee seinen Heiratsantrag macht. Sie sind unterwegs im Taxi, da hält es am Straßenrand. Ross steigt aus, kniet vor der geöffneten Tür, schaut Aimee in die Augen, spricht "Heirate mich!", verliert das Gleichgewicht, und der Brillantring fällt aus seinen Händen geradewegs durch das Gitter eines Gullys.
Wer dieses Buch nicht liest, ist selber schuld ...