Bären und Bullen im Allgäu
Der Fotograf und Journalist Walcher hat ein marodes Bauernhaus im Allgäu erstanden und renoviert. Schnell lebt er sich im Dorf ein. Regelmäßig kauft er bei der 90-jährigen Frau Zehner ein, deren Tante-Emma-Laden eine museale Sehenswürdigkeit ist. Da er nicht – wie sein spielsüchtiger Vater – vor einem Zug enden will, hat er mit Frau Zehner eine gewinnbringende Abmachung: Sie spielen gemeinsam Lotto. Er hätte wohl seinen Schein abgegeben, sie hätte ihn wohl registriert, er zahlt seine Gebühr. Das Geld aber landet in einer Spendenbüchse ...
Eines Tages fährt Walcher gen Bodensee. Der Zugang zum Wasser gestaltet sich schwierig, denn das Ufer ist mit Villen und Ferienhäusern zugebaut. An den modernen Villen ist Walcher nicht interessiert; er sucht vielmehr nach den letzten urtümlichen Fachwerkhäusern mit Charme. In einer Seitenstraße findet er ein vielversprechendes Objekt: In einem gigantischen Garten steht sein Traum. "A.L.Mayer" sagt das Messingschild am Tor. Ungeniert betritt Walcher das Grundstück und fühlt sich geradezu eingeladen, durch die offenstehenden Flügel der Veranda in das Dornröschenschloss einzudringen. Er ist überwältigt von dem Charme des Ambientes; mit dem Focus seines Objektivs kann er kaum alles festhalten. So wäre er fast gestolpert, als er gegen etwas Weiches stieß: Eine Hand mit dazugehörigem Körper liegt ausgebreitet auf dem Boden. Der Haarkranz des toten alten Mannes ist von schwarzem Blut umgeben. Ziemlich unbequem liegt er auf den Metallbügeln eines offenstehenden Leitz-Ordners. Walcher packt, seinem journalistischen Riecher folgend, den Inhalt ein, und dann nichts wie weg ...
Zuhause hält er die Papiere der "Company" in Händen: Namen und Adressen, Aktiengesellschaften, Börsenwerte, die in die Milliarden gehen. Welch brisante Info er vor sich liegen hat, wird ihm vier Tage später mit Schrecken bewusst. Da hat ihm nämlich jemand eine tote Sau in seinen Keller gehängt, deren Maul verbunden, die Augen brutal eingedrückt und die Ohren abgeschnitten – ein eindeutiges Warnsignal der "ehrenwerten Gesellschaft".
Eine herrliche Leseprobe. Der Autor hat wie sein Protagonist ein fotografisches Auge. Seine Beschreibungen sind bis ins kleinste Detail ausgetüftelt. Dabei kommt das Allgäu-feeling nicht zu kurz. Doch in welcher Gefahr steckt Angsthase Walcher? Er hat null Ahnung in Wirtschaftsfragen, aber, Gott sei Dank, viele gute Freunde, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen werden.
Das verspricht einen sympathischen, literarisch gut aufbereiteten Provinzkrimi. Es wird ein paar Tote geben, und die Guten werden nicht nur die Aktien einlösen, sondern auch die Verbrecher dingfest machen, und das sicher auf unkonventionelle, amüsante Weise.