Moira in der Sträflingskolonie - ob das gut geht?
Die Leseprobe beginnt mit einem Prolog: Irland im März 1787. Ein kleiner Junge hat eine Zeitlang mit seinem Vater im Gefängnis verbracht. Der hatte ein Pferd gestohlen, und darauf steht die Todesstrafe. Als man seinen Vater gehängt hat, kann der kleine O'Sullivan gehen. Was wird im weiteren Verlauf der Handlung aus dem kleinen Jungen?
Dann beginnt der eigentliche Roman. Moira, die ältere Tochter der Familie Delaney, wird aus dem Schlaf gerissen. Heftige Stürme toben ums Haus, hinzu kommt ständiges lautes Getrappel auf den Treppenstufen. Ihr Vater ist schwer erkrankt. Man hat schon nach Dr. McIntyre geschickt. Der diagnostiziert nach gründlicher Untersuchung einen Blasenstein und entfernt ihn.
Moira ist ein widerspenstiges Kind - ganz im Gegensatz zu ihrer hübschen, wohlerzogenen Schwester Ivy, die zur Freude ihrer Eltern handarbeitet, Klavier spielt, bezaubernd singt und schöne Kleider liebt.
Moira aber schert sich nicht um diese hausfraulichen und gutbürgerlichen Künste; ihre ganze Liebe gilt ihrer trächtigen Stute. Ausgerechnet am Tag ihres Debütantinnenballs wird sie fohlen. Herausgeputzt wie eine Prinzessin fährt Moira mit ihren Eltern zu dem Fest, um sich gleich nach dem ersten Tanz zu verdrücken, denn natürlich muss sie ihrer Stute beistehen.
Ein Skandal! Wie kann Moira ihre Eltern nur so blamieren? In der Annahme, man habe das Mädchen entführt, hatten sie schon den Constable nach ihr suchen lassen.
Es sieht so aus, also wollen ihre Eltern sie deshalb bestrafen und loswerden. Sie verheiraten sie ungefragt an den widerwärtigen alten Tattergreis Dr. McIntyre. Moira fühlt sich wie ein Stück Vieh verschachert. In der Hochzeitsnacht fordert McIntyre sein Recht, und voller Ekel lässt Moira alles mit sich geschehen.
Bald wird sie mit ihrem Ehemann den europäischen Kontinent verlassen, denn McIntyre will auswandern. In der gerade erst gegründeten Kolonie New South Wales (dem späteren Sydney) will er sich niederlassen. Für Moira ist das ein unbekanntes Niemandsland, wo wilde Tiere leben und wohin England seine Sträflinge zu verfrachten plant.
Bisher hat Moira kaum Glück in ihrem Leben gehabt; vielleicht bringt ja die Zukunft in der unbekannten "terra australis" eine Chance für sie.
Dies ist ein flüssig und leicht zu lesender Roman, in dessen Mittelpunkt Moira stehen wird. Sie hat alle Eigenschaften einer starken Frau mit Emanzipationspotenzial. Interessant wird überdies die Entwicklungsgeschichte des australischen Kontinents sein. Die Kolonisten werden herrschen, Besitz erlangen, reich werden wollen. Werden sich die unterdrückten Aborigines dagegen wehren? Wie wird das Experiment einer Sträflingskolonie gelingen?
Diese Mischung verspricht gute Unterhaltung - und wird hoffentlich nicht von einer allzu "kitschigen" Liebesgeschichte, wie sie im Klappentext angedeutet ist, zugekleistert.