Leseeindruck zu »Für immer und eh nicht« von Heike Wanner

Für immer und eh nicht

von


Belletristik · Ullstein · · Taschenbuch · 304 S. · ISBN 9783548283166
Sprache: de · Herkunft: de

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Modernes Management in der göttlichen Vorstandsetage

Leseeindruck vom 31.05.2011 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Jesus ist echt genervt. Seit 2000 Jahren dieselbe Leier: Seine Mitarbeiter kommen zu spät zum Meeting am Freitagmorgen um 8:00 Uhr, ihre Ausreden kann er schon nicht mehr hören. Um 8.10 Uhr ist die Mannschaft vollständig: Adam und Eva spulen ihre zänkischen Litaneien ab, Jungfrau Maria macht sich Sorgen beim Anblick ihres müden Sohnes, Erzengel Gabriel morgenmuffelt, und – last but not least – Petrus arrangiert Aktenordner und Laptop. Mit ein paar Klicks kann er von hier oben die Großwetterlage der Welt dirigieren.

Zunächst müssen die beunruhigenden aktuellen Statistiken verarbeitet werden. Ein Blick auf den Bildschirm belegt: Die Zahl der menschlichen Abgänge ist im Vergleich zu der der Zugänge, also der Geburten, unverhältnismäßig hoch. Da droht bald eine Arbeitslosenschwemme bei den Schutzengeln. Welch ein Anblick, wenn sie sich demnächst nur noch ihrem Outfit widmen ...

Eva hat eine geniale Idee: Man könnte doch einen arbeitslosen Schutzengel zu einem Mann umformen, ihn auf die Erde schicken und einer alleinstehenden Frau zuordnen. Dazu muss Adam natürlich seinen Senf beitragen: Einen idealen Mann kann es für keine Frau geben. Eva spornt das an: Wetten, dass doch ...?

Petrus hat unterdessen im Computer schnell Theresa Neumann aufgespürt: achtunddreißig Jahre alt, ledig, Apothekerin, z.Zt. im Flugzeug auf dem Weg nach Kapstadt für eine Woche Urlaub bei ihrer Freundin Hanna. In ihren Träumen hat sie ganz konkrete Vorstellungen von dem Mann ihres Lebens, auch wenn ihr klar ist, dass sie dem wohl nie begegnen wird: groß, sportlich, schwarze Haare, blaue Augen, adelig, Schlossbesitzer mit einem Stall voller Rassepferde. Und so wird Engel Nr. 946 ausgewählt und als Raphael von Hohenberg zur Erde gebeamt, wo er in "Hanna's Heavenly Bed & Breakfast" das Gästehaus neben Theresa beziehen und eine Woche Urlaub machen wird. Und jetzt raten Sie mal: Natürlich werden die beiden ein Traumpaar – schließlich stehen sie unter göttlichem Schutz.

Mein Leseeindruck ist zwiegespalten. Die moderne Arbeitsweise im göttlichen Management hat mich amüsiert, und die Sticheleien zwischen Adam und Eva könnten kaum iggeliger sein. Dagegen habe ich die klischeehafte Tändelei zwischen Theresa und Raphael nur mit gebremstem Schaum genossen. Eine Art island hopping von Protokoll zu Protokoll der Meetings zum göttlichen EfüSi-Projekt ("Engel für Single") – also ohne die irdischen Reportagen dazwischen – hätte mich durchaus besser unterhalten. Aber endgültig urteilen kann man fairerweise erst nach dem Gesamteindruck: Deshalb lassen wir die Autorin schalten und walten, wie sie es für richtig hält – es ist ja schließlich ihr eigener Schöpfungsplan.


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