Wir geben nicht auf!
Obwohl erst 16 Jahre alt, ist Tarina schon zum zweiten Mal ungewollt schwanger. Wie das passieren konnte, ist ihrem Bruder (dem Ich-Erzähler) ein Rätsel. Gut, sie vergisst öfter die Pille, aber er hat dafür gesorgt, dass sie ständig Kondome mit sich führt - im Portemonnaie, im Schulrucksack, im Täschchen mit den Stiften, im Brillenetui und im Schminkbeutel.
Tarinas Familie gehört zu den schlechter aufgestellten in der Gesellschaft. Die Eltern sind Alkoholiker. Die sympathische, liebenswürdige, warmherzige Sozialarbeiterin Liisa steht ihnen zur Seite. Sie bewertet alles nach ihren Statistiken, und in dieser Familie liegen ziemlich viele Risikofaktoren vor. Tarinas Chancen auf etwas Erfolg im Leben standen noch nie gut, aber jetzt - als ungewollt schwangere Minderjährige - droht das endgültige soziale Aus. Dennoch will Tarina ihr Kind behalten, und Liisa macht ihr mit ihrem Leitspruch Mut: "Wir geben nicht auf!" Jenseits von Liisas hoffnungslosen Statistiken pflegt der Ich-Erzähler sein kleines Glück: Er liebt Kameras und Filme.
Der Vater des Babys ist Kolja, ein Russe, und Tarinas Bruder hält ihn für den schlechtesten Kandidaten.
Der zeitgemäße Roman (aus Finnland) wird der angesprochenen jugendlichen Lesergruppe sehr gefallen. Deren Jargon und aktuelles Lebensgefühl hat die Autorin gut getroffen: Kolja ist "ein saudummer Kackrusse, den man im Klo runterspülen sollte". Und wenn Tarina nicht gerade schweigt, dann flennt sie und wird zum "Mascara-Typ". Fesselnd ist der Plot um Tarinas Schwangerschaft. Was kommt auf sie zu? Auf ihren Bruder kann sie sich verlassen, aber von ihrem "Alki"-Vater ist keine praktische Hilfe zu erwarten. Wird Kolja bei ihr bleiben, oder wird er den lästigen Konsequenzen ausweichen, indem er mit Tarina Schluss macht?
Interessante Charaktere überzeugen; ihre Probleme entstehen direkt aus dem Tagesgeschehen. Die Erzählweise aus der Perspektive des Bruders ("kleiner Affe" nennt er seine Schwester) schafft die balancierte Distanz, aus der heraus wir Tarina kritisch und mitfühlend zugleich beobachten können. Und am Ende des Romans werden wir hoffentlich sagen können: "Super, Tarina. Du hast es geschafft!"