"Alte Freunde sind so rar wie Baumriesen"
François Lelords neuer Roman "Hector und das Wunder der Freundschaft" hat im Vergleich mit seinen bisherigen "Hector"-Romanen ein etwas verändertes inhaltliches Konzept. Wie gewohnt, hat er ein philosophisches Thema - hier: Freundschaft. Allerdings richtet er seine Gedanken nicht mehr an seinen Sohn Hector, sondern tauscht sich mit seiner Frau Clara aus. Sie schickt ihm einen Brief und verweist auf die unterschiedlichen Betrachtungsweisen Aristoteles' zum Thema "Freundschaft". Und völlig neu ist, dass der Autor seinen Psychologen Hector in ein kriminalistisches Abenteuer verwickelt.
Eines Tages bekommt Hector in seiner Praxis in Paris Besuch von einer asiatischen Polizistin, Leutnant Ardanarinja. Sie will ihn über einen Mann namens Édouard ausfragen, der einen "tüchtigen Batzen Kohle geklaut" habe. Édouard ist aber Hectors Freund, sein allerbester Kumpel, der sich in ein Kloster in Tibet zurückgezogen hat, und so sieht Hector nicht den geringsten Anlass, ihn zu verraten oder irgend welche Informationen an die Dame weiterzugeben.
Stattdessen reist er selber nach China, um zu recherchieren - nicht ahnend, dass sich ein Verfolger an seine Fersen hängt. Hector wendet sich an Jean-Michel, einen gemeinsamen Schulfreund, der dort unter primitivsten Bedingungen in einem Krankenhaus für unheilbar kranke Menschen arbeitet. Um die Versorgung sicherzustellen, sind die Ärzte auf Spenden angewiesen. Kürzlich erhielten sie einen umfangreichen Scheck von einer Bank. Möglicherweise steckt ihr gemeinsamer Freund Édouard, der lange Zeit Banker war, dahinter ...
Ich bin wirklich neugierig, wie die Geschichte weitergeht.
Eine alte Gewohnheit hat Hector beibehalten: Er schreibt seine Beobachtungen und Erkenntnisse (z.B. über das Verhalten der Menschen miteinander) in nummerierten Listen auf. Das gefällt mir; man hält gedanklich inne, setzt sich mit den pointierten Aussagen auseinander.
Beobachtung Nr. 1: Deine Freundschaften sind deine Gesundheit!