Peter, Paul und Marias kleines Englisch-Wörterbuch der Liebe
Einen Roman in Lexikonform zu schreiben ist als Konzept etwas Neues. Das gefällt mir. Entsprechend unvoreingenommen muss man sich an diesen experimentellen Text heranbegeben.
Das Layout ist ganz dem eines modern English-German dictionary nachempfunden: Das englische key word ist fett gedruckt, ihm ist die deutsche Übersetzung gegenübergestellt, und beide werden um eine elementare grammatikalische Angabe ergänzt (Wortart, Genus usw.). Doch an Stelle einer Definition erzählt der Autor eine kleine Episode, in der immer ein "Ich" von seinen Erlebnissen mit und seinen Gedanken über ein "Du" berichtet. Dieses Geschichtchen steht in lockerer Beziehung zum Schlüsselbegriff – die Verbindung ist teils situativ, teils inhaltlich, oft bloß assoziativ. Der Umfang ist variabel, zwischen einer Zeile (antsy, adj. hibbelig, Adj.) und zweieinhalb Seiten (anthem, n. Hymne, f.) , und der spielerische Charakter spiegelt sich auch darin, dass der Autor freiweg mit Situationen, Dialogen, Textsorten experimentiert: In der Leseprobe mischen sich Prosa und Lyrik, Bluesriff und Comicvokabular, Amüsantes und Epigrammatisches, Anekdoten und Reflexionen.
Der Ausschnitt beginnt mit aberrant, adj. abwegig, Adj.und endet mit antsy, adj. hibbelig, Adj. Im Verlauf dieser Sequenz wird weder ein Zusammenhang zwischen den Texten erkennbar noch ein einheitliches Kriterium, wonach der Autor die Schlagwörter ausgewählt haben mag. Sie haben teilweise absolut nichts mit den Themenkreisen Liebe/Liebende zu tun (z.B. acronym, n. Akronym, Initialwort, n.) – erst die Texte handeln dann von "ich" und "du". Mag sein, dass die Einzeltexte sich durchweg unverbunden aneinanderreihen und einfach nur ein farbenfrohes kaleidoskopisches Bild der Welt der Liebenden malen; mag aber auch sein, dass sich aus dem Ganzen noch ein plot, n. Handlungsgang, n. zusammenfügt. Die Tatsache, dass die deutsche Übersetzung die ursprüngliche englische Struktur übernimmt (und nicht etwa nach den deutschen Stichwörtern alphabetisiert) , spricht für die letztere Annahme.
Auf jeden Fall eine originelle Idee, die neugierig macht: Was kommt da wohl noch bis zum "Z"?
P.S.: Nebeneffekt der Lektüre: Wir frischen unseren englischen Wortschatz auf – und zwar um durchweg aparte Vokabeln – keine Alltagskost!