Militärischer Drill, psychische Tortur als Erziehungstherapie?
Seit Jahren leiden der 13-jährige William und seine Mutter unter dem prügelnden, alkoholsüchtigen Vater. Als er zu Weihnachten mit einem Topf auf sie einschlägt, ergreift William ein Messer und sticht zu. Sein Beschützerinstinkt hatte ihm den Mut verliehen. Der Vater ist schwer verletzt, überlebt aber den Angriff. Die Mutter schreit, küsst ihrem Mann die Stirn – und statt Anerkennung erntet William nun einen Blick voller Abscheu.
Die Richter schicken ihn für zwei Jahre nach Colorado in eine Erziehungsanstalt für Jugendliche. Aus seinem winzigen Umfeld herausgerissen, fährt er zwei Tage im Greyhound-Überlandbus, bewacht von einem stinkigen, wortkargen Polizisten, in eine ungewisse Zukunft. Nichts darf er mitnehmen, außer einem Foto seiner Mutter. Am Zielort übernehmen ihn drei Cowboys. "Arme ausstrecken, kleiner Scheißer!" Handschellen werden ihm angelegt.
Die SWOPE RANCH liegt weitab von jeglicher Zivilisation in den Rocky Mountains. Sie besteht aus einem primitiven Gebäude, Scheunen und Pferdekoppeln. Den Insassen müssen zwei Jeans, zwei Hemden und ein Paar Stiefel zum Leben reichen. Seinen zukünftigen Betreuer hat man mit "Sir" anzureden. Das Camp umgibt keine Mauer – dennoch wollte noch nie ein Jugendlicher fliehen, denn jeder weiß: Hier wird direkt geschossen. Es ist ein wahres Privileg, seine zwei Jahre hier statt im Gefängnis verbringen zu dürfen – der Himmel auf Erden in frischer Luft ...
Womit hat William das verdient? Kann es noch etwas Schlimmeres geben als die häusliche Hölle, der er entkommen ist? Der Drill, die sadistische Willkür der Aufseher, die Demütigungen der Mitgefangenen im Camp verfolgen ihn bis zum heutigen Tag, an dem er 62 Jahre alt ist.
Er hat sich entschlossen, über alles zu berichten, um der Gerechtigkeit willen und sogar um ein wenig Rache zu üben.
David E. Hiltons Roman "Wir sind die Könige von Colorado" wird sich als Zeitzeugnis ebenso wie als Einblick in das amerikanische Jugendstrafvollzugssystem lesen lassen. Ungebrochen halten die Amerikaner an ihrem Grundsatz fest, jugendliche Straftäter ließen sich nur mit Härte disziplinieren. Aber die Bilanz der paramilitärischen Boot Camps ist ernüchternd, wenn nicht sogar erschreckend. Einige überleben die Züchtigungen nicht oder begehen sogar Selbstmord.