Es hat alles sein Gutes und sein Schlechtes
So hatte sich die fünfundachtzigjährige Dolors ihren Lebensabend nicht vorgestellt. Als völlig autarke, starke Persönlichkeit wollte sie bis zum Sankt-Nimmerleinstag in ihrer Wohnung bleiben. Aber ein Schlaganfall verändert die Perspektiven für ihre Zukunft. Sie zieht zu ihrer jüngeren Tochter Leonor samt deren Familie, dem Ehemann Jofre, Philosophielehrer am Gymnasium, und den Enkeln Martí und Sandra. Dolors hat Glück gehabt, denn nur ihr Sprachvermögen ist durch den Schlaganfall beeinträchtigt. Wer nicht sprechen kann, wird wohl auch nicht hören können; deshalb schreien alle – bis auf Marti – die alte Dame an ...
So sitzt sie tagsüber im Sessel, als lebendes Inventar, lauscht, beobachtet, was um sie herum geschieht, und geht gedanklich in ihrer Vergangenheit spazieren. Mit Erschrecken sieht sie, wie ihre Tochter Leonor dahinwelkt, wo sie doch mit fünfzig noch etwas aus sich machen könnte. Wahrscheinlich war die Ehe nicht die wirkliche Erfüllung. Dolors hatte sie immer vor Jofre gewarnt; er brauche nur ein Dienstmädchen, um ungestört über die Erschaffung des Universums und bedeutsame Weltanschauungen zu sinnieren. Jetzt hat er wahrscheinlich ein Verhältnis, wie das Ende seines Telefonats ziemlich eindeutig suggeriert: "Ich dich auch. Küsschen ..."
Schlecht gelaunt steht Leonor in ständigem Zweikampf mit Tochter Sandra, die mit ihren sechzehn Jahren voll in der Pubertät steckt und kopflos in Freund Jaume verliebt ist. Wie gerne würde Oma ihr sagen: "Kindchen, die Männer wollen alle nur das eine ..."
Für Enkel Martí ist Oma eine blitzgescheite Frau. Er erklärt ihr die virtuelle Welt des Computers und lässt sie mit der Maus, genannt Felix, spielen. Oma, als alte Skeptikerin, kann nicht glauben, was sie auf dem Bildschirm sieht: ein Wunder, Zauberei! Aber mit ihren glücklichen Augen dankt sie Martí für diese willkommene Abwechslung.
Demnächst will sie einen Pullover für Sandra stricken, denn es ist doch wirklich viel zu kalt für ihr freizügiges Top, das jedoch ihr Bauchpiercing vorführt. Leonor muss nur noch Wolle und Nadeln besorgen ...
Ein harmloser, sehr flüssig geschriebener Roman. Leichte Unterhaltungslektüre für zwischendurch. Ein Roman für die Hausfrau in ihren "besten Jahren".