Leseeindruck zu »Die Zeichenkünstlerin von Wien« von Beate Maly

Die Zeichenkünstlerin von Wien

von


Historischer Roman · Ullstein · · Taschenbuch · 400 S. · ISBN 9783548281940
Sprache: de · Herkunft: at

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Kann eine mittelalterliche Frau sich emanzipieren?

Leseeindruck vom 03.06.2010 · noch unbewertet · noch unkommentiert

1408: Auf dem Schweinemarkt in Wien ist ein Podest aufgebaut. Drei angesehene Männer der Stadt sollen geköpft werden. Niemand weiß, was man ihnen eigentlich vorwirft. Aber das einfache Volk wartet voller Schadenfreude (Endlich erwischt's auch mal die Reichen!) dicht gedrängt, schmutzig und inmitten seiner Ausdünstungen auf den Karren mit den Gefangenen.

Januar 1421: Nicht zum ersten Mal führt Sarah einen Disput mit ihrem Vater David Isserlein, dem jüdischen Geldverleiher. Bald soll sie den schon seit Jahren vereinbarten Bund der Ehe mit dem Rabbiner Aaron schließen. Natürlich geht es nicht um Liebe, sondern die beiden größten Geldverleihunternehmen sollen geschickt vereint werden. Als die Mutter starb, hat Sarah sich mit Malerei abgelenkt. Mittlerweile ist diese Kunst zu ihrer Leidenschaft geworden. Einen Haushalt zu führen hat sie nie interessiert.

Am Abend kommt ihr Bruder mit Familie zum gemeinsamen Schabbatessen. Sarah hat ein gefülltes Huhn vorbereitet. Wie zu erwarten war, ist es misslungen. Sie kann einfach nicht kochen und muss sich die hässlichen Kommentare ihrer Schwägerin anhören.Sorge bereitet ihr der Gesundheitszustand des Vaters. Seine Demenzerkrankung kommt und geht völlig unerwartet: "Sag deiner Mutter, sie soll die schwarze Katze füttern."

Obwohl historische Romane nicht mein bevorzugtes Lesegenre sind, hat mir dieser Textauszug gefallen. Die Sprache ist flüssig, die Beschreibungen sehr bildhaft, die handelnden Figuren sind ausgefallene, individuelle Persönlichkeiten. Informativ sind die Einblicke in das strenge, durch Gebote reglementierte Leben der Juden im Mittelalter; ihre abgekapselte Lebensweise lässt sie bei ihren Mitbürgern suspekt erscheinen ("Die Juden haben die Finger im Spiel."). Was macht die Autorin im Weiteren aus diesen Vorgaben?

Da steckt noch eine Menge aufschlussreiche Unterhaltung drin. Vielleicht wird auch unser Wissen über die Habsburger-Herzöge Ernst und Leopold aufpoliert.


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