Made in Japan - alles nur erfunden
Salvador gehört schon seit Jahren zum Reinigungspersonal des Flughafens. Da erlebt er so einiges. Der Leseeindruck umfasst zwei seiner Geschichten.
Domingo Millón fliegt jedes Wochenende zu seiner Mutter. Rund wie eine Billardkugel, ist er nicht gerade der Traum aller Frauen. Am Gate liest er ungestört seine Zeitung und mampft seinen Schokoriegel. Völlig unerwartet nimmt eine Dame neben ihm Platz, baggert ihn ziemlich aufdringlich an und entlockt ihm Persönliches. Beim Abschied tauscht man keine Adressen. Man wird sich schon wieder treffen.
Eine Woche später sitzt Domingo, aufgebrezelt im Anzug, in Erwartung seiner schönen Fremden. Aber statt derer setzt sich ein Mann zu ihm, begrüßt ihn wie einen alten Bekannten mit seinem Namen – und gibt ihm einen Zeitungsartikel zu lesen, den seine "Flamme" über ihn geschrieben hat.
"Sie hängen immer noch am Rockzipfel Ihrer Mutter," erfährt er entgeistert über sich; damit passe er genau ins Profil, um Mitglied im "Club der unerhörten Wünsche" werden zu können, was ein Top-Angebot sei – und als Willkommensgeschenk gebe es die Unbekannte, "Eva".
In der zweiten Geschichte nimmt Salvador eine Person auf den Arm – sinngemäß verkürzt etwa so: "Ach, Sie fliegen nach Tokio ... Aber Japan existiert gar nicht. Es ist eine reine Marketing-Idee der Chinesen, die sich als Japaner ausgeben. Man wird Ihnen eine 3-D-Brille aufsetzen, um Ihnen das virtuelle Tokio zu zeigen. Überall trifft man auf Japaner, die durch die ganze Welt jetten, um Fotos zu schießen. Lassen Sie sich nicht täuschen. Es sind immer dieselben ca. 50 chinesischen Angestellten ..."
Eine amüsante, nette Lektüre, die sich besonders für Flug- und Bahnreisen eignet.